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Kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC)

Definition

Das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) ist eine hochaggressive Form des Lungenkrebses, die durch eine sehr hohe Zellteilungsrate und eine frühe Metastasierung charakterisiert ist. Im Vergleich zum nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) zeichnet sich SCLC durch seine neuroendokrine Differenzierung und eine spezifische histopathologische Morphologie aus. Diese Tumorform tritt überwiegend bei Rauchern auf.

Epidemiologie und Pathogenese

Epidemiologie

SCLC macht etwa 15% aller Lungenkrebserkrankungen aus und ist in der Mehrzahl der Fälle stark mit Tabakrauch-Exposition assoziiert. Die Inzidenz ist bei Männern höher, wobei der Anteil bei Frauen in den letzten Jahren gestiegen ist. SCLC zeigt bei Diagnose meist bereits eine fortgeschrittene Krankheitsausbreitung, da frühe Symptome oft fehlen.

Pathogenese

Die Entstehung von SCLC ist eng mit Karzinogenen aus Tabakrauch verknüpft, die zu Mutationen in wichtigen Genen wie TP53 und RB1 führen. Diese genetischen Veränderungen ermöglichen eine unkontrollierte Zellproliferation und die Entwicklung aggressiver Tumoren, die oft durch hohe Proliferationsmarker (z.B. Ki-67) gekennzeichnet sind.

Pathologie und Histologie

Das SCLC besteht aus kleinen, rundlichen Tumorzellen mit geringem Zytoplasma, ausgeprägter Mitoseaktivität und nekrotischen Anteilen. Typischerweise weist der Tumor neuroendokrine Merkmale auf, die durch immunhistochemische Marker (z.B. Chromogranin, Synaptophysin) nachgewiesen werden können. SCLC ist diffus und oft zentral im Bronchialsystem lokalisiert, was seine frühe Ausbreitung begünstigt.

Klinik, Symptomatik und Klassifikation

Klinik und Symptomatik

Die klinische Symptomatik ist oft unspezifisch und umfasst: Husten, Dyspnoe und Thoraxschmerzen, Paraneoplastische Syndrome, wie das SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion) und das Lambert-Eaton-Syndrom. Hinzu kommen die Symptome durch Metastasen, die frühzeitig in Leber, Knochen und Gehirn auftreten können.

Klassifikation

SCLC wird vereinfacht in drei klinische Stadien unterteilt:

  • Very Limited Disease (VLD): Tumore unter 5 cm Größe ohne Lymphknotenbefall (Stadium I und IIA).
  • Limited Disease (LD): Tumor mit T3 oder T4 Merkmal oder N1/N2/N3 Befall (Stadium IIB und III).
  • Extensive Disease (ED): Der Tumor hat sich über die Thoraxregion hinaus ausgebreitet und/oder zeigt Fernmetastasen. Dieses Stadium umfasst etwa zwei Drittel der Fälle bei Diagnosestellung.

Diagnostik

Die Diagnostik bzw. Staging bei SCLC ist ähnlich wie bei NSCLC. Bei Verdacht auf paraneoplastische Syndrome sind Serum- und Hormonuntersuchungen erforderlich.

Differentialdiagnose

Zu den Differentialdiagnosen gehören Nicht-kleinzellige Lungentumoren (NSCLC), Metastasen anderer Primärtumoren (z.B. Melanom), und ndere neuroendokrine Tumoren. Zur Abgrenzung wird die Histologie und Immunhistochemie genutzt, insbesondere die Marker für neuroendokrine Tumoren.

Therapie

Operative Therapie

Bei Patienten mit einem kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC) im Stadium der Very Limited Disease (VLD) kann eine chirurgische Resektion in ausgewählten Fällen indiziert sein. Dies trifft zu, wenn der Tumor klein, unilateral und ohne mediastinalen oder extrathorakalen Lymphknotenbefall ist. Gemäß den Leitlinien sollte die Operation als Teil eines multimodalen Ansatzes erfolgen, der nach Resektion eine adjuvante Chemotherapie und gegebenenfalls eine prophylaktische Schädelbestrahlung (PCI) zur Reduktion des Rezidivrisikos umfasst. Eine sorgfältige Patientenselektion und interdisziplinäre Bewertung sind entscheidend für die Therapieplanung.

Surgery is only recommended for certain patients with surgically resectable stage I to IIA SCLC; stereotactic ablative radiotherapy is an option for certain patients with medically inoperable stage I to IIA SCLC (see the complete version of these guidelines at NCCN.org).

Nicht-operative Therapie

  • Systemische Therapie

Da SCLC bereits bei Diagnosestellung in der Regel metastasiert ist, erfolgt eine primäre systemische Therapie:

  1. Chemotherapie: Platin-basierte Kombinationstherapien (z.B. Cisplatin oder Carboplatin kombiniert mit Etoposid) sind Standard.
  2. Immuntherapie: In Kombination mit Chemotherapie zeigt sich bei ED-SCLC eine verlängerte Überlebenszeit durch den Einsatz von PD-L1-Inhibitoren (z.B. Atezolizumab).
  • Strahlentherapie
  1. Thorakale Bestrahlung: Bei Limited Disease in Kombination mit Chemotherapie; thorakale Radiotherapie verbessert das lokale Tumorkontroll- und Überlebensergebnis.
  2. Prophylaktische Schädelbestrahlung (PCI): Zur Prävention von Hirnmetastasen bei Patienten mit guter Chemotherapieantwort. PCI senkt das Risiko für Hirnmetastasen und verlängert das Gesamtüberleben.

Komplikationen

Ähnlich wie bei NSCLC

Nachsorgeempfehlungen

Die Nachsorge umfasst engmaschige bildgebende Kontrollen und die Überwachung auf paraneoplastische Syndrome sowie eine palliative Behandlung von Metastasen.

Prognose

Die Prognose des SCLC ist ungünstig: Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt ca. 20% im Limited Disease Stadium und weniger als 5% im Extensive Disease Stadium. Frühzeitige Therapie und die Kombination von Chemo- und Immuntherapie haben die Überlebenszeiten moderat verbessert, jedoch bleibt die Prognose insgesamt limitiert.

Zusammenfassung

Das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) ist ein aggressiver Tumor mit einer schnellen Metastasierung und ungünstigen Prognose. Die Therapie basiert auf systemischer Chemotherapie kombiniert mit Immuntherapie und Strahlentherapie. Engmaschige Nachsorge zur Metastasen- und Komplikationskontrolle ist essenziell, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Literaturhinweise

  • Wolf M, Bleckmann A, Eberhardt W, et al. Lungenkarzinom, kleinzellig (SCLC). https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-kleinzellig-sclc/@@guideline/html/index.html
  • Ganti AKP, Loo BW J, Bassetti M, et al. Small Cell Lung Cancer, Version 2.2022, NCCN Clinical Practice Guidelines in Oncology. J Natl Compr Canc Netw. 2021;19(12):1441-1464.